nach dem kalender:
eisige mondnacht oder
wintersturm. weißes.
neue gedichte von eva cader-benedix
schlaf
in sich gekehrte aufmerksamkeit
das dunkel voller flammen
die sich abzeichnen können
und löcher brennen
doch für keinen zu sehn
schatten von ewigem
abseits der zeit
ich will mich nicht so fühlen.
was bauwerken glich
waren vorkommnisse.
in einem osmotischen vorgang wandern
stoffe hin und her
aber nicht hinaus.
der text schlägt um.
ausgleich macht sich breit.
wie auch sonst wolltest du
den rest überleben.
laune
wie dumm, daß winter ist
wie dumm, so eingeschneit zu sein
krusten und meine knochen
grüßen sich schrittweis
es ist schon viel
nicht laut zu sagen, was gilt
was eins
und das andre noch wert sind in diesem
stadium aus gelbem hundepiss
und vom schneepflug abgeschabten
bodens, daß es einem
bei dem geräusch kalt den rücken hinabrinnt
wie dumm der winter ist
wärme sollte doch meine luft sein, immer
letzte prüfung des bildes
im spiegelverkehrt
bild
nicht mehr sein dürfen
bleiben müssen
erinnerung
und nur jeder für sich
kann wissen, woran
in der wirklichen welt
ist kennen, wandel
in der andern welt sehen
im ungesehn
was klingt wohl an?
ungespielte saiten
möglichkeiten - o klang ...
was es gegeben
nicht gegeben
und doch gibt in jedem
für sich
wovon ein andrer nichts ahnt
erinnern
nicht erleben
nicht erfahren
sehnen
Haibun
Sind fünf Jahre eine Jahreszeit? Thomas Mann sprach von großen Umläufen. Es gibt noch größere, zum Beispiel dreiundzwanzig Jahre, Wüste oder anderes; Spannen Zeit, die sich wie ein ganzes Leben anfühlen.
Was trage ich heute um in den neuen Kalender? Ein paar Geburts-, ein paar Todesdaten. Unbekannt, welche Eintragungen neu hinzukommen könnten. Gewinn, Verlust, wie jedes Jahr. Wie man selbst eine solche Eintragung wird.
„Fünf Jahre“ wird, mit ein wenig Glück, eine davon sein. Das Glück ist nötig, weil es um etwas geht, das mir lieb geworden ist. Vielleicht zu lieb. Eine Zugehörigkeit, eine Teilhaftigkeit - ach, diese trockenen Begriffe ... Andere wiederum wären kitschig, „neuer Frühling“ oder so. Vielleicht darf es, entgegen der Regel, ohne Jahreszeit abgehen. Oder vielleicht auch dürfen fünf Jahre auf andere Weise eine Jahreszeit ausmachen, wenn man ein Auge zudrückt.
In Ruhe erwarten. Ziehen wie der Mond, der gerade draußen heraufzieht, zum Geschenk einer weiteren strahlend hellen Schneenacht. Weil es eiskalt ist, nur darum. Gäbe es Wolken, wäre es wärmer, er aber wäre nicht zu sehen. So gibt eins das andere. Keine Schönheit der Fülle ist ohne Kälte zu haben, jedenfalls nicht in dieser Jahreszeit – womit nun unversehens der Regel doch noch entsprochen ist.
ein scheit nachgelegt,
auf die veranda hinaus,
zwiesprache halten