29. Januar 2010


nach dem kalender:
eisige mondnacht oder
wintersturm. weißes.



27. Januar 2010


hab es gut

leichten schnee
weht der wind
mit sich im gleichen
spricht das wort
sanftem schweigen
wird auch stille
dich erreichen



24. Januar 2010


schlaf

in sich gekehrte aufmerksamkeit
das dunkel voller flammen
die sich abzeichnen können
und löcher brennen
doch für keinen zu sehn
schatten von ewigem
abseits der zeit

ich will mich nicht so fühlen.

was bauwerken glich
waren vorkommnisse.
in einem osmotischen vorgang wandern
stoffe hin und her
aber nicht hinaus.

der text schlägt um.
ausgleich macht sich breit.
wie auch sonst wolltest du
den rest überleben.



18. Januar 2010


kein halt

daß nicht vergehe
was vergeht
und nicht mehr da ist
im nächsten sommer
und im nächsten und nächsten
wie alle blüten
von denen keine
sich wiederholt

schenk mir ein bild
der morgenbrise
verschwindend leicht
so als gäbe es
ein erstes mal
zu erinnern
doch ist es nicht mehr
der augenblick



16. Januar 2010


laune

wie dumm, daß winter ist
wie dumm, so eingeschneit zu sein

krusten und meine knochen
grüßen sich schrittweis

es ist schon viel
nicht laut zu sagen, was gilt

was eins
und das andre noch wert sind in diesem

stadium aus gelbem hundepiss
und vom schneepflug abgeschabten

bodens, daß es einem
bei dem geräusch kalt den rücken hinabrinnt

wie dumm der winter ist
wärme sollte doch meine luft sein, immer

letzte prüfung des bildes
im spiegelverkehrt



14. Januar 2010


origami

falten, anfalten
gegen das gestaltlose
zeiten anhalten


9. Januar 2010


bild

nicht mehr sein dürfen
bleiben müssen
erinnerung
und nur jeder für sich
kann wissen, woran

in der wirklichen welt
ist kennen, wandel
in der andern welt sehen
im ungesehn

was klingt wohl an?
ungespielte saiten
möglichkeiten - o klang ...

was es gegeben
nicht gegeben
und doch gibt in jedem
für sich
wovon ein andrer nichts ahnt

erinnern
nicht erleben
nicht erfahren
sehnen


5. Januar 2010



ein geretteter mensch

vom ertrunkenen schiff

rose ausländer


am ende

über den wassern
schwebt kein wort
du wirst nie wissen
füll die minuten
die sich dehnen krümmen
wie der raum in dem
nichts vergeht
von selbst
im erwarten des andern
das kam
und ging


1. Januar 2010


Haibun

Sind fünf Jahre eine Jahreszeit? Thomas Mann sprach von großen Umläufen. Es gibt noch größere, zum Beispiel dreiundzwanzig Jahre, Wüste oder anderes; Spannen Zeit, die sich wie ein ganzes Leben anfühlen.

Was trage ich heute um in den neuen Kalender? Ein paar Geburts-, ein paar Todesdaten. Unbekannt, welche Eintragungen neu hinzukommen könnten. Gewinn, Verlust, wie jedes Jahr. Wie man selbst eine solche Eintragung wird.

„Fünf Jahre“ wird, mit ein wenig Glück, eine davon sein. Das Glück ist nötig, weil es um etwas geht, das mir lieb geworden ist. Vielleicht zu lieb. Eine Zugehörigkeit, eine Teilhaftigkeit - ach, diese trockenen Begriffe ... Andere wiederum wären kitschig, „neuer Frühling“ oder so. Vielleicht darf es, entgegen der Regel, ohne Jahreszeit abgehen. Oder vielleicht auch dürfen fünf Jahre auf andere Weise eine Jahreszeit ausmachen, wenn man ein Auge zudrückt.

In Ruhe erwarten. Ziehen wie der Mond, der gerade draußen heraufzieht, zum Geschenk einer weiteren strahlend hellen Schneenacht. Weil es eiskalt ist, nur darum. Gäbe es Wolken, wäre es wärmer, er aber wäre nicht zu sehen. So gibt eins das andere. Keine Schönheit der Fülle ist ohne Kälte zu haben, jedenfalls nicht in dieser Jahreszeit – womit nun unversehens der Regel doch noch entsprochen ist.


ein scheit nachgelegt,
auf die veranda hinaus,
zwiesprache halten