1. Januar 2010


Haibun

Sind fünf Jahre eine Jahreszeit? Thomas Mann sprach von großen Umläufen. Es gibt noch größere, zum Beispiel dreiundzwanzig Jahre, Wüste oder anderes; Spannen Zeit, die sich wie ein ganzes Leben anfühlen.

Was trage ich heute um in den neuen Kalender? Ein paar Geburts-, ein paar Todesdaten. Unbekannt, welche Eintragungen neu hinzukommen könnten. Gewinn, Verlust, wie jedes Jahr. Wie man selbst eine solche Eintragung wird.

„Fünf Jahre“ wird, mit ein wenig Glück, eine davon sein. Das Glück ist nötig, weil es um etwas geht, das mir lieb geworden ist. Vielleicht zu lieb. Eine Zugehörigkeit, eine Teilhaftigkeit - ach, diese trockenen Begriffe ... Andere wiederum wären kitschig, „neuer Frühling“ oder so. Vielleicht darf es, entgegen der Regel, ohne Jahreszeit abgehen. Oder vielleicht auch dürfen fünf Jahre auf andere Weise eine Jahreszeit ausmachen, wenn man ein Auge zudrückt.

In Ruhe erwarten. Ziehen wie der Mond, der gerade draußen heraufzieht, zum Geschenk einer weiteren strahlend hellen Schneenacht. Weil es eiskalt ist, nur darum. Gäbe es Wolken, wäre es wärmer, er aber wäre nicht zu sehen. So gibt eins das andere. Keine Schönheit der Fülle ist ohne Kälte zu haben, jedenfalls nicht in dieser Jahreszeit – womit nun unversehens der Regel doch noch entsprochen ist.


ein scheit nachgelegt,
auf die veranda hinaus,
zwiesprache halten


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